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Feature
Reihe: Wirklichkeit im Radio Hörbild über den Kamienna-Prozess in Leipzig Von Peter von Zahn Produktion: NWDR 1949 Länge: 16'34 Anschließend: Ende der Anfrage Von Christian Geissler Regie: Hans Otto Müller Mit: Ursula Jockeit, Dietlind Macher, Gudrun Nierich, Hanns Otto Ball, Hans Brenner, Werner Dahms, Paul Dättel, Karl Friedrich, Hans Kremer, Kurt Roesler, Rudolf Siege, Werner Simon, Ludwig Thiesen, Hubert Thürmer, Peter Versten, Helmut Wöstermann Produktion: SWF 1965 Länge: 36'26 Ein Prozessbericht mit O-Tönen zeigt die Mörder des NS-Regimes als Dutzendfiguren. Im anschließenden Stück stößt die Recherche im Umfeld einer NS-Euthanasie-Anstalt auf eine Wand des Schweigens. In Leipzig beginnt 1948 der Prozess gegen Angestellte einer Munitionsfabrik, die Juden aus Europa und Polen getötet oder sadistisch zu Tode gefoltert haben sollen. Peter von Zahns Bericht dokumentiert, wie biedere Menschen zu Verbrechern werden können. Von 1940 bis 1944 wurden im Schloss Hartheim bei Linz geistig Behinderte von der SS getötet und verbrannt. Bei Recherchen vor Ort traf der Autor auf Misstrauen und Verdrängung. Das Feature gehört zu den Vorboten bundesdeutscher Dokumentarliteratur. Peter von Zahn (1913-2001) begann als Redakteur und Kommentator im Juni 1945 bei Radio Hamburg. Er hinterließ dreitausend Hörfunk- und rund tausend Fernsehbeiträge. Sie zeigen ihn als kritischen Kommentator der jungen westdeutschen Demokratie. Christian Geissler (1928-2008) begann 1949 ein Studium der Evangelischen Theologie, konvertierte 1953 zum Katholizismus, studierte Philosophie und Psychologie und brach 1956 das Studium ab. Als Schriftsteller wurde er einer der großen Außenseiter des Literaturbetriebs. Er schrieb Romane, Gedichte, Fernsehspiele, Hörspiele und Dokumentarfilme. Politisch engagierte er sich im linken Spektrum gegen die militärische Aufrüstung der Bundesrepublik; in den 1970er- und 1980er-Jahren kritisierte er die Haftbedingungen der RAF-Mitglieder. 1972-1974 war er Dozent an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Zahlreiche Hörspiele: "Eine alte Frau geht nach Hause" (WDR 1956), "Verständigungsschwierigkeiten" (SWF 1969), "Wanderwörter" (SWR 2001). Für "Unser Boot nach Bir Ould Brini" (SWF 1993) wurde er mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet. Reihe: Wirklichkeit im Radio Hörbild über den Kamienna-Prozess in Leipzig mehr Beiträge
Oper
Concertgebouw, Amsterdam Aufzeichnung vom 15.02.2024 Johannes Nicolaas Helstone "Het pand der goden" (Das Pfand der Götter), mythische Oper Libretto: Der Komponist Heloinka - Judith van Wanroij, Sopran Olindo - Lucas van Lierop, Tenor Haloff/Alter Mann - Germán Olvera, Tenor Halid - Jasper Leever, Bass Athlolinda - Aylin Sezer, Sopran Erzählerin - Manoushka Zeegelaar Breeveld Cappella Amsterdam Concertgebouworkest Leitung: Otto Tausk Der Komponist Johannes Nicolaas Helstone wurde 1853 auf einer Herrnhuter Missionsstation in Suriname geboren, das damals eine niederländische Kolonie war. Er studierte Komposition in Leipzig. Seine Oper "Het pand der goden" gilt als sein Opus magnum. Das Werk wurde 1906 einmal in Berlin und einmal in Paramaribo aufgeführt. Nun folgt über 100 Jahre später die Erstaufführung im Amsterdamer Concertgebouw.
Die besondere Aufnahme
Morton Feldman "Piano, Violin, Viola, Cello" Ensemble Avantgarde: Andreas Seidel, Violine Dorothea Hemken, Viola Christian Giger, Violoncello Steffen Schleiermacher, Klavier Produktion: Dabringhaus und Grimm / Deutschlandfunk Kultur 2023
Studio LCB
Aus dem Literarischen Colloquium Berlin Lesung: Gerhard Henschel Gäste: Oliver Maria Schmitt und Susanne Fischer Moderation: Katharina Teutsch Die westdeutschen 1990er-Jahre waren rückblickend ein erstaunlich selbstgewisses Jahrzehnt. Den Eindruck bekommt man bei der Lektüre von Gerhard Henschels "Schelmenroman". Der Kalte Krieg war vorbei, das Ende der Geschichte schien erreicht. Neues Unheil braute sich zwar bereits zusammen, es dauerte aber, bis die Leute das auf ihren Status quo bezogen. Noch war die Welt auch verschont von digitalen Mentalitäten. So gab es eine unangefochtene vierte Gewalt im Land voller charismatischer Aufklärer, die sich gegenseitig beharkten. Springerpresse, Neues Deutschland, FAZ, Titanic: In diesem Umfeld erblühte die publizistische Karriere des Schriftstellers Gerhard Henschel, der jetzt den zehnten Teil seiner Autofiktion vorlegt und seinen Helden Martin Schlosser für das Frankfurter Satiremagazin "Titanic" antreten lässt. Zusammen mit den anderen Redakteuren schwadroniert der Hansdampf nächtelang über Politik, Fußball und Literatur. Mit seinem Verleger Klaus Bittermann hatte Henschel 1994 das "Wörterbuch des Gutmenschen" herausgegeben, worin Polemiken gegen linken Sprachkitsch versammelt waren. Dafür - sowie für sein Buch "Das Blöken der Lämmer. Die Linke und der Kitsch" - hatte er viel Lob, aber auch viel Tadel erhalten. "Schelmenroman" liefert jetzt die Chronik dieser publizistischen Ereignisse im Gewand der Autofiktion. Mit Gerhard Henschel diskutieren der Satiriker Oliver Maria Schmitt und die Literaturwissenschaftlerin Susanne Fischer.
Klassik-Pop-et cetera
Der Schriftsteller Péter Esterházy (Wdh. v. Deutschlandfunk) Seine Bücher veränderten die ungarische Literatur und erweiterten den Horizont der europäischen: Péter Esterházy war Schriftsteller, Essayist, ein Meister der Ironie. Als Sohn einer Adelsfamilie, deren Ursprünge bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen, kam Graf Péter Esterházy von Galántha in Budapest zur Welt. Seine Kindheit verbrachte er in einem abgelegenen Dorf, in das seine Eltern verbannt worden waren: Im Stalinismus galten sie als Klassenfeinde. Nach der Schule studierte er Mathematik und arbeitete als EDV-Techniker, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. 2001 erschien sein Hauptwerk "Harmonia Caelestis", darin verwob er seine Familienhistorie mit der Geschichte Ungarns und Mitteleuropas. Kurz nach dem Erscheinen des Romans erfuhr der Schriftsteller, dass sein Vater Spitzel des ungarischen Geheimdienstes war. Daraufhin schrieb er den Folgeband "Verbesserte Ausgabe". 2004 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. 2016 starb Péter Esterházy im Alter von 66 Jahren. Seine heitere Sicht auf das Leben und seinen ausgesuchten Musikgeschmack präsentierte er am 13. Juli 2013 im Deutschlandfunk.